Siebentausend Antworten ...
... auf Fragen, die keiner gestellt hat, deren Beantwortung trotzdem sinnvoll ist und Spaß macht

Michael Reufsteck & Stefan Niggemeier: Das Fernsehlexikon. Alles über 7000 Sendungen von Ally McBeal bis zur ZDF-Hitparade, Goldmann Verlag: München 2005

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Wer das Vergnügen hat, Bücher zu rezensieren, der hasst eine besondere Spezies Bücher. Es sind jene Bücher, die so gut sind, dass sie einen vor Neid erblassen lassen lassen. Dieses Opus gehört dazu, denn es hat mir meine Unzulänglichkeiten bei bamby vor Augen geführt. Schlimmer noch: es hat mir meine Unzulänglichkeiten als Rezensent vor Augen geführt, denn es war mir nicht möglich, es von vorne bis hinten durchzuackern (und ich bin als Parlamentshistoriker den Umgang mit dickleibigen Handbüchern gewöhnt, und da arbeite ich mich von a-z durch, gnadenlos), ich hüpfte immer umher.
Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier sind zwei Namen, die mir noch nie untergekommen sind. Auf diese beiden Journalisten werde ich in Zukunft achten, denn sie waren bienenenfleißig und haben sich durch über fünfzig Fernsehjahre gearbeitet. Herausgekommen ist ein dickes Buch mit über 1500 Seiten, in dem jeder die TV-Sendung findet, die ihn irgendwann mal fasziniert oder eben auch genervt hat.
Die Autoren verzichten auf einen theoretischen Einführungsteil, sie sagen etwas über ihre Vergangenheit als TV-Konsumenten und erklären den Aufbau des Buches. Und dann gehts los. Alphabetisch werden alle möglichen Sendungen aufgelistet, in der Hauptsache Serien und Shows. Genannt werden der Titel der Sendung, die Jahreszahlen und der oder die Sender der deutschen Erstausstrahlung, das Ursprungsland sowie einige Angaben zum Stab, also Regie oder Buch, sofern relevant. Es folgt eine knappe Inhaltsangabe, die jedoch nicht dürftig ist. Die wichtigsten Schauspieler werden hier bei ihren Rollen in Klammern genannt. Am Ende kann eine kritische Bewertung oder auch mal eine Anekdote stehen. Das Buch ist gut bebildert.
Reufsteck und Niggemeier erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Folglich kann ich ihnen auch nicht vorwerfen, unvollständig bei den TV-Serien zu sein. Aber sie sind verdammt nahe dran an der Vollständigkeit. Jovan Evermann etwa hatte diesen Anspruch mit seinem neuen Serienlexikon erhoben und ist damit gescheitert. Hier hingegen finde ich viele Serien, die ich bei Evermann vermisst habe, etwa die Poly-Filme oder auch Peter René Körners Auftritte mit dem Kasper(le). Doch "Fritz und Franz als Wochenschaureporter" suchte ich auch hier vergebens, und ehrlich: das beruhigte mich ungemein, denn das macht mir Mut, doch noch der Erste zu werden, der etwas Gehaltvolles dazu sagen kann, auch wenn es keiner wissen will. So gering wie fehlende Sendungen ist die Fehlerquote. Sie tendiert gen Null. Oder anders: Korfmacher weiß von mehr Fehlern bei bamby als im Fernsehlexikon von Reufsteck und Niggemeier.
Nach so viel Lob ein paar Bemerkungen. Der Titel des Buches ist falsch gewählt. Ein Fernsehlexikon müsste Einträge zu Personen und diversen Strukturen haben. Immerhin gibt es einen Überblick über die TV-Anstalten in einem Glossar. Die Autoren haben ihre Quellen nicht verraten. Das müssen sie auch nicht, denn den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben sie nicht. Der bamby-Redakteur erahnt indes, wo sie sich bedient haben, manches war mir bekannt. Die Seite "Weiterführende Literatur" ist entsprechend dünn und nicht einmal voll geworden. Das Duo Reufsteck und Niggemeier hat auch keinen drittklassigen "Comedian" verdient, der ihnen ein Vorwort schreibt. Entweder man nimmt jemanden, der durch jahre- oder jahrzehntelange Tätigkeit Erfahrung und deshalb einen Namen in der Fernsehwelt hat oder man verzichtet darauf, aber einen ... braucht keiner.
Fazit: Wer sich über TV-Sendungen in Deutschland informieren will oder einfach nur eintauchen möchte in die Fernsehwelt der Vergangenheit, der ist hier richtig.

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Bearbeitet an den Iden des März 2006 (und Messer wurden nicht gezückt!)

(C) des Textes: Norbert Korfmacher