Ich bin ein Junge....

Zu den Perlen der homoerotischen Literatur gehört der Bildband ”Ich bin ein Junge, du bist ein Junge” des allzufrüh dahingegangenen Fotografen Gerd Berger. Dieses Opus, welches sich in KCM-Kreisen aller größter Beliebtheit erfreut, ist heute auch in einem gut sortierten Buchgeschäft nicht mehr zu erwerben, vielmehr ist das 1978 erschienene Werk schon von antiquarischem Wert.
Dieses Opus entführt uns nach Arcadien, in die verzauberte Welt der siebziger Jahre, als Schlaghosen getragen wurden (wie heute auch), als ABBA gehört wurde (wie heute auch) und wo Terroristen den Weltfrieden störten (wie heute auch). In einer sonnigen italienischen Landschaft stößt ein blonder Knabe auf einen schwarzgelockten Jüngling, beide finden und vereinen sich in zarter Liebe. Die unverdorbenen Knabenkörper werden von Berger dezent ins Bild gesetzt, dazu kommt die wunderbare italienische Landschaft, in die diese unschuldige Liebe gebettet wird. Ach ja... Und selbst die Mutti des blonden Jünglings stört diese Idylle so gar nicht.
Ja, der Leser schwelgt in den Bildern. Mit welcher vornehmen Zurückhaltung zeichnet Berger da den ersten keuschen Blick der Jungs an einem See. Die köstliche Unschuld der beiden wird durch ihre weiße Kleidung noch unterstrichen. Nichts befleckt dieses Weiß! Welch Wonne, ja welch emotionaler Höhepunkt, als Blondie zaghaft seine Hand auf die Schulter des angelnden Lockenköpfchens legt.
Und dann die Bilder im Klatschmohn! Der bildungsbeflissene Leser ist geneigt, mit Bendix Grünlich jubilierend auszurufen: ”Der Klatschmohn putzt ganz ungemein!” So bleibt es nicht aus, dass die beiden Jungs auch ihrerseits zur Natur zurückkehren, die erotischen weißen Kniestrümpfe ablegen und sich und den ihnen geneigten Lesern so praesentieren, wie Gott sie erschaffen hat.
Dazu kommen die hochpoetischen Texte von Michael Lehmann, Poesie, die nicht nur manch verstocktes Herz altgedienter KCM-Kämpen rühren konnte.
Aus einem inneren Drang heraus, so verrät Gerd Berger, habe er dieses wahrhaft schöne Buch machen müssen: ”Selbst, wenn es sich nicht verkaufen sollte, ich würde es machen.” Nun, wie schon erwähnt, ist dieser Kunstgenuss heute längst vergriffen, und nur im KCM finden sich noch Exemplare, die immer wieder an verdiente Mitarbeiter vergeben werden. Nun hat der Vorstand in seiner unendlichen Weisheit beschlossen, diesen kostbaren Schatz allen Mitgliedern und Interessierten zu öffnen. Wessen Interesse an dieser Rarität geweckt ist, kann sich gerne an Achim oder Martin wenden, die sich (wenn auch schweren Herzens) davon trennen mögen.

Bibliographische Angaben erübrigen sich natürlich bei dieser Perle... Man kann dieses Buch auch nicht mehr kaufen, sondern nur noch im KCM bei Martin Enders im Kwiss gewinnen! Also ran!!

(aus: Zauberhut, Dezember 2002, S. 20f)

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